AKW Grohnde altersschwach
Diesen Text haben wir als Pressemitteilung am 29.01.2015 herausgegeben:
Droht technischer und finanzieller Super-Gau?
Am 1. Februar 1985 begann der kommerzielle Betrieb des AKW Grohnde in Emmerthal bei Hameln. Zum 30 jährigen Jubiläum steht fest: 2014 war das schlechteste Jahr seit Betriebsbeginn. Das Kernkraftwerk fiel ungeplant 45 Tage aus. Atomkraftgegner sehen die Anlage als "zusammengeflickten Oldtimer". Eine Klage gegen den AKW-Betrieb wegen nicht berücksichtigter Gefahren ist in Vorbereitung.
2014 häuften sich technische Probleme und Stillstandzeiten
Ein Totalschaden des Generators, gebrochene Federn auf Brennelementen,
nicht schließbare Ventile und undichte Rohre lassen den Schluss zu, dass
die Alterungserscheinungen im AKW Grohnde problematisch sind. Andre
Plümer vom "Aktionsbündnis Bielefeld steigt aus" fordert die sofortige
Stilllegung des Atomkraftwerk: "Es gibt begründete Zweifel an der
Sicherheit des AKW und der Atommülllagerung. Die Finanzierung der
Folgekosten ist momentan nicht sichergestellt. Es darf nicht weiterer
Atommüll produziert und täglich eine Katastrophe riskiert werden."
Der finanzielle Super-Gau in Bielefeld kündigt sich an
Sind die Eigentümer auf eine frühere Stilllegung vorbereitet? Welche
Regelungen zum AKW Grohnde gibt es im Stadtwerke-Rückkaufvertrag? Dies
kann nur diskutiert werden, wenn der Vertragstext veröffentlicht wird.
Diskussion ist notwendig, denn schon jetzt verkauft die Städtische
Beteiligungsgesellschaft (BBVG) Grundstücke, da die Stadtwerke nicht
mehr so viel einbringen wie erwartet wurde. Ab nächstem Jahr sind
Verluste angekündigt. "Vermutlich ist von der Stadt nichts zur
Stilllegung des 30 Jahre alten AKW Grohnde zu hören, da man hofft noch
etwas Gewinn abzuschöpfen" so Plümer weiter: "Aber würden Sie einen
reparaturbedürftigen Oldtimer täglich mit Vollgas fahren?"
AKW Stilllegung wegen fehlendem Entsorgungsnachweis und Terrorgefahr?
Höchstrichterlich entschieden wurde im Janur 2015, dass Terrorgefahr
und Flugzeugabstürze beim Castor-Zwischenlager des stillgelegten AKW
Brunsbüttel nicht ausreichend geprüft wurden. Die Genehmigung wurde für
unwirksam erklärt. Nur eine "Duldung" erllaubt jetzt vorläufig den
Verbleib der dort lagernden Castoren. Die nahezu baugleichen
Zwischenlager an den AKW gelten rechtlich als "Entsorgungsnachweis". Bei
Entzug der Lagergenehmigung müsste auch das AKW Grohnde abgeschaltet
werden.
Rücklagen zu gering und nicht insolvenzsicher
Viele bezweifeln, dass die Rücklagen für die Sicherung der
Hinterlassenschaften des AKW ausreichen. Die Energiekonzerne sind in
finanzieller Schieflage und bereiten sich darauf vor, erhebliche
Folgekosten auf die Gesellschaft abzuwälzen. Die Stadtwerke halten sich
bedeckt, was den Verbleib ihrer Rückstellungen für das AKW angeht. Wo
ist das Geld? E.ON hat die Rücklagen unter anderem in Kohlekraftwerken
angelegt, die massiv an Wert verloren haben und will die AKWs und
andere, mitlerweile unwirtschaftliche Großkraftwerke deshalb in eine Art
"Bad Company" auslagern.
Hintergrund / Material:
Alterungserscheinungen sind Gefahr:
Diplom-Physikerin Oda Becker schreibt in Ihrer "Studie zu den Gefahren von Laufzeitverlängerungen" für den Umweltverband BUND im Jahr 2009:
"Es ist nicht immer einfach, das vermehrte Auftreten von Alterungserscheinungen zu erkennen. Das von den Anlagen ausgehende Risiko wird durch Alterung jedoch beträchtlich erhöht. Im Allgemeinen wird die Alterungsphase bei einem Atomkraftwerk – unabhängig vom Reaktortyp – nach etwa 20 Betriebsjahren beginnen."
Schleswig-Holsteinisches Ministerium zur "Duldung" der Castoren in Brunsbüttel:
http://www.schleswig-holstein.de/MELUR/DE/Service/Presse/PI/2015/0115/MELUR_150116_Zwischenlager_Brunsbuettel.html
IAEA-Statistik zum AKW Grohnde 1984-2014:
http://www.iaea.org/PRIS/CountryStatistics/ReactorDetails.aspx?current=101
Grohnde-Diagramm des "Aktionsbündnis Bielefeld steigt aus!" (Datenquelle IAEA-Statistik):
http://bielefeld-steigt-aus.de/Bisa_Statistik_Grohnde_v3.ods