Laut Bielefelder Medien beziehen die Stadtwerke Bielefeld als Miteigentümerin des AKW Grohnde bis voraussichtlich April 2019 weiter „direkt“ Atomstrom aus den bestehenden Verträgen. Danach sollen die vorhandenen Stromkontingente des Kraftwerks aufgebraucht sein und neue Regelungen in Kraft treten.
In Ratsbeschlüssen nach den Erdbeben-, Tsunami- und Nuklearkatastrophen in Japan – und speziell in der Region Fukushima – hatte der Rat vom Ende des Atomstrombezug der Stadtwerke im Jahr 2018 gesprochen. Stattdessen ist es ein eher „virtueller Teilausstieg aus dem direktvertraglichen Atomstrombezug aus Grohnde“ durch die Stadtwerke geworden, mit mehreren Verzögerungen: Es gab lange Stillstandszeiten, unter anderem wegen massiven Defekten im AKW.
Mit verschiedenen Antiatom-Kampagnen wurde von Bürger*innen unter anderem mehr Transparenz zu „meldepflichtigen Ereignissen“ und mehr Engagement der Stadt für die Stilllegung gefordert. Erste Schritte wie „Ökostrom für die Stadtbahn“ und in städtischen Gebäuden in Bielefeld wurden teilweise erfolgreich erstritten.
In Japan zeigte sich, dass bekannte Risiken der Atomenergie zu wenig beachtet wurden. Auch in den deutschen Atomkraftwerken gibt es bekannte Schwachstellen, die als Restrisiko deklariert werden. Antiatom-Initiativen wie „Bielefeld steigt aus“ fordern deshalb die Stilllegung der hochgefährlichen Atomanlagen.
Wie lange läuft das AKW Grohnde noch und wer bekommt den Strom?
Ab April 2019 soll der den Stadtwerken Bielefeld zustehende Stromanteil erst am Großmarkt verkauft werden, wo allerdings dann die Stadtwerke Ihren Bedarf wieder einkaufen. Diese Phase geht durch zugekaufte Restrommengen anderer AKW wie jetzt verkündet vermutlich bis Oktober 2019, durch weitere mögliche Zukäufe maximal aber bis zum gesetzlichen Abschaltdatum nach dem Atomgesetz: 31. Dezember 2021.
Als Antiatom-Initiative wünscht „Bielefeld steigt aus“ sich Fakten: Weiterer Zubau erneuerbarer Anlagen + Speicher und Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken. Einen echten, beschleunigten und nicht nur virtuellen Atomausstieg, denn physikalisch ist der Grohnde-Strom im Netz und wird in der Umgebung verbraucht. Fraglich ist zum Beispiel, ob der Atomstrom aus Grohnde als Konkurrent der enormen Windstrom-Produktion im Paderborner Land, dort zur zeitweisen Abschaltung von Windenergieanlagen führt.
So lange das AKW Grohnde in Betrieb ist, besteht ein erhöhtes Risiko eines großen Störfalls. Auch darüber hinaus müssen die radioaktiven Hinterlassenschaften quasi „ewig“ von der Umwelt abgeschirmt werden. Deshalb fordern wir weiterhin: AKW sofort stilllegen!